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5 Dinge, die im Osten besser laufen als im Westen

Von Von Marie Degenfeld-Schonburg, 07.09.2019

30 Jahre Mauerfall – eigentlich ein Grund zum Feiern. Stattdessen schreiben die Medien nur über die Wahlerfolge der AfD und das rechte, arme, abgehängte Ostdeutschland. Aber ist die Lage wirklich so düster?

1. In Ostdeutschland leben Frauen und Männer gleichberechtigter

Im Jahr 1946 befahl das sowjetische Militär: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.“ Später wurden in der DDR auch Frauen als „Helden der Arbeit“ ausgezeichnet. Die Historie ist vermutlich mit ein Grund, warum in Ostdeutschland die Beschäftigungsquote von Frauen bei 60,8 Prozent liegt. In Westdeutschland liegt sie aktuell bei 55,5 Prozent.

Außerdem ist der Gender Pay Gap zwischen Männern und Frauen in den ostdeutschen Bundesländern geringer: In den sogenannten alten Bundesländern liegt der unbereinigte Gender Pay Gapy bei 23 Prozen, in den neuen nur bei acht Prozent. Während der durchschnittliche Tagesverdienst von Frauen im baden-württembergischen Bodenseekreis 41,4 Prozent unter dem der Männer liegt, verdienen in Cottbus Frauen sogar 17 Prozent mehr als Männer. Und: Der Frauenanteil unter den Führungskräften der 100 größten Unternehmen Ostdeutschlands liegt bei neun Prozent. Bei den 100 größten westdeutschen Unternehmen sind es nur zwei Prozent[5].

2. Im Osten gibt es mehr Kitas

In der DDR hatte staatliche Kinderbetreuung Tradition. In den 80er-Jahren waren dort acht von zehn Kindern in der Krippe. Die Mauer fiel vor 30 Jahren. Aber noch immer werden in Westdeutschland wesentlich weniger Kinder unter drei Jahren in Kitas oder von Tagesmüttern betreut als im Osten. So liegt die Betreuungsquote von Kindern unter drei Jahren im Osten (inkl. Berlin) bei rund 51,3 Prozent, im Westen hingegen bei 28,8 Prozent.

Obwohl in Deutschland jedes Kind einen Anspruch auf einen öffentlich geförderten Betreuungsplatz hat, sieht die Realität anders aus: Bundesweit fehlt jedem zehnten Kind unter drei Jahren ein Betreuungsplatz. In den neuen Ländern ist die Betreuungslücke jedoch am geringsten – in Thüringen haben nur 4,6 Prozent der Eltern, die einen Kitaplatz wollen, kein Glück; in Hessen sind es etwa 16 Prozent.

3. Im Osten wohnt man günstiger

Die Mieten steigen, und die Wohnungen in den Metropolen werden knapper? Diese Aussage gilt zumindest aktuell nicht für ostdeutsche Städte. In Leipzig, der am schnellsten wachsenden deutschen Stadt, zahlt man durchschnittlich 6,60 Euro Miete pro Quadratmeter; in München sind es 17,90 Euro.Im Ranking der 30 deutschen Städte mit den höchsten Mieten findet sich keine einzige ostdeutsche Stadt.

4. Im Osten gibt es weniger Impfgegner

Die Impfquote von Schulanfängern liegt laut einer aktuellen Analyse der Barmer Krankenkasse unter 90 Prozent. Das heißt: In Deutschland sind Kinder nicht ausreichend gegen gefährliche Infektionskrankheiten immunisiert. Interessanterweise scheint es in Ostdeutschland weniger Impfgegner zu geben. Während in den östlichen Bundesländern im Schnitt 94,4 Prozent der Kinder die zweite Masern-Impfung erhalten haben, sind es in Baden-Württemberg nur 89,1 Prozent. Bei der Hepatitis-B-Impfung liegen die östlichen Bundesländer mit einer Quote von 90,5 Prozent um 4,3 Prozentpunkte vor den westlichen. Nicht nur bei Schulkindern gibt es Unterschiede: Laut Robert-Koch-Institut lag im Winter 2016/2017 die Influenza-Impfquote bei Menschen ab 60 Jahren in Ostdeutschland bei 50,9 Prozent. Im Westen des Landes lag sie hingegen nur bei 29,8 Prozent.

5. In den neuen Bundesländern achten die Menschen mehr auf ihre Gesundheit  

Zu viel Essen, zu wenig Bewegung – mehr als die Hälfte der Deutschen ist zu dick. Aber ist dieses Problem überall im Land gleich groß? Wer die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet, stellt fest: Ostdeutsche achten mehr auf Ernährung und Bewegung als Westdeutsche[2].

Laut WHO sollte jeder Mensch 75 Minuten in der Woche einer intensiven körperlichen Aktivität wie Joggen nachgehen – oder für 150 Minuten moderate Bewegung wie Spaziergehen sorgen. Laut dem „DKV-Report 2018“ der Deutschen Krankenversicherung setzen diese Vorgaben überwiegend Deutsche aus den neuen Bundesländern um. Die ersten vier Plätze belegen Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Brandenburg. Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt, wo 52,7 Prozent die WHO-Empfehlungen umsetzen. In Hessen kommt man nur auf 37,2 Prozent. Auch auf gesunde Ernährung achten die Ostdeutschen. So geben in Sachsen 58,7 Prozent der Menschen an, Wert auf vitaminreiche, ausgewogene und gesunde Lebensmittel zu legen. In Nordrhein-Westfalen tun das nur 44,2 Prozent.