Wie gut kennst du dich wirklich aus?

zum Fakten-Test

Was Impfgegnern entgegnen?

Von Johan Dehoust, 08.07.2019

Ab 2020 sollen Eltern gesetzlich dazu verpflichtet werden, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen. Einige allerdings sehen das ganz anders und protestieren: Viel zu risikoreich! Was soll das schon bringen? Hier die besten Antworten auf solche Einwände.

Die Weltgesundheitsorganisation hat vor Kurzem alarmierende Zahlen veröffentlicht:

Gestorben sind an der Infektionskrankheit in dem Raum, zu dem neben der EU auch Länder wie die Türkei, Israel und die Ukraine zählen, 72 Personen. Hierzulande ist die Anzahl der Fälle rückläufig:

Trotzdem: Viele Experten sind sich einig, dass die Bundesrepublik mehr tun könnte, um die ansteckende Krankheit einzudämmen. Mindestens 95 Prozent der Bevölkerung müsste geimpft sein, um Masern auszurotten, so die Weltgesundheitsorganisation. Die Bundesregierung will daher schon eine ganze Weile eine Impfpflicht für Schul- und Kindergartenkinder, Erzieher, Lehrer und medizinisches Personal einführen. Eine gute Sache, könnte man meinen. Das sehen allerdings nicht alle so. Tatsächlich gibt es jede Menge Leute, die etwas an dem Gesetzesvorhaben auszusetzen haben. Hier fünf ihrer am häufigsten zu hörenden Argumente – und die besten Antworten darauf.

 

1. Impfungen bringen nichts

Eine ziemlich, Pardon, plumpe Aussage. Die Erfolge von Impfungen sind beispiellos, ein großer medizinischer Fortschritt. Sie verhindern jährlich geschätzt drei Millionen Todesfälleund „schützen weitere Millionen vor Krankheit und lebenslanger Behinderung“, so die Weltgesundheitsorganisation. Nach geltendem Arzneimittelrecht wird ein Impfstoff nur zugelassen, wenn in Studien nachgewiesen wurde, dass er wirksam ist.

 

2. Impfstoffe enthalten gefährliche Viren

Es stimmt, der Masernimpfstoff enthält abgeschwächte, aber noch vermehrungsfähige Masernviren. Bei fünf Prozent der Geimpften führt das nach einer Woche zu Hautausschlag und Fieber.Dass sich die Krankheit voll entfaltet oder sogar Komplikationen wie eine Mittelohr- oder eine Lungenentzündung auftreten, ist jedoch nicht bekannt.

 

3. Es geht doch nur ums Geschäft der Pharmaindustrie

Logisch, Pharmaunternehmen sind keine Hilfsorganisationen, sie wollen Geld verdienen. Impfstoffe sind jedoch ein eher kleiner Posten. 2017 gaben die gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel 37,7 Milliarden Euro aus und für Impfungen nur 1,4 Milliarden Euro.

 

4. Impfmittel fördern Allergien

Richtig ist: Es wird heute mehr geimpft, und es treten mehr Allergien auf. Ob ein Zusammenhang besteht, wurde bislang wissenschaftlich nicht endgültig geklärt. Einige Studien deuten aber darauf hin, dass Impfungen das Allergierisiko eher verringern als erhöhen.

 

5. Ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Persönlichkeitsrechte

Der wohl schwierigste Punkt. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) droht Eltern ungeimpfter Kinder mit Kita-Ausschluss und Bußgeldern bis zu 2.500 Euro. Auf diese Weise sollen vor allem Schul- und Kindergartenkinder wirksam vor Masern geschützt werden. Ein zu starker Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und ins Elternrecht? Ja, meint der Deutsche Ethikrat, der stattdessen unter anderem mehr Informationskampagnen und Impfsprechstunden fordert. Doch bringt uns das bei diesem wichtigen Thema wirklich weiter? Was meint ihr?

 

Quellen:

Titelfoto: Sara Bakhshi (Unsplash)